Am 13.06.2022 ist Pfarrer Dr. Meinrad Schumacher verstorben. Beim Gedächtnisgottesdienst und auch in unserer Kirchenzeitung "Kirche in Bewegung" gab es Erinnerungen und Nachrufe. Untenstehend finden sich gesammelte Nachrufe, darunter auch einige, die bisher unveröffentlicht geblieben sind. Das Leben und Wirken unserer geschätzten Mitbruders Meinrad, soll durch diese Nachrufe ausdrücklich gewürdigt werden:
Gedenken an Pfr. Dr. Meinrad Schumacher
(gesammelt von Tina Bader)
Als ich dazu aufrief, mir Erinnerungen an unseren Pfarrer Meinrad zu schicken, erreichten mich mehrere Rückmeldungen. Da Bischof Heinz diese nicht alle in seiner Predigt unterbringen konnte, sollen sie an dieser Stelle ein Forum erhalten. Sie zeigen, in welch vielfältiger Weise Meinrad wirkte und Spuren hinterließ.
Der allererste Beitrag kam von einer ehemaligen Religionsschülerin Meinrads:
„Meinrad hat mich mit seinen weltoffenen Werten und seinem menschenfreundlichen Ethos nachhaltig geprägt und ich bin ihm dafür zutiefst dankbar und verbunden.
Neben vielen tollen Projekten (ein Briefwechsel mit einem Mörder im Gefängnis, ein Forschungsprojekt zu einem Wehrmachtsdissidenten, der sich in einer Höhle versteckt gehalten hat, …) und berührenden Momenten (spannende mündliche Geschichten, gemeinsames Singen, Teilen des Vinschgerls, Meditationsübungen, …) hat sich mir eine Geschichte besonders eingebrannt:
Wir waren am Dach des Hauses in Obladis und Meinrad hat uns vom Heiligen Geist, von der Ruach, erzählt. Es muss in den späten 1990er Jahren gewesen sein, jedenfalls wurde zu dem Zeitpunkt noch mit analogen Kameras fotografiert. Eine*r von uns hat dort auf dem Dach mit der Kamera ein Foto gemacht und als dieses später entwickelt worden war, sah man darauf einen farbigen Schleier, als hätte sich die Ruach materialisiert.
Meinrad, du wirst uns fehlen! Ich bin sicher, es geht dir jetzt sehr gut und du bist in harmonischen Sphären unterwegs.
In warmem Gedenken“
Mona Schwitzer
Der emeritierte Bischof Bernhard, der sich immer stark mit der Gemeinde verbunden sah, würdigte Meinrads „Lebenszeugnis, das weit in die Lokalgeschichte Innsbrucks zurück reicht, näherhin in die Geschichte der Generation ‚68ER‘ in Tirol,“ indem er einen Artikelauszug von Jussuf Windischer aus ‚Kritisches Christentum‘ aus dem Jahr 2019 zitierte:
„Eine konservative Machtallianz von Kirche und Politik stieß eine ganze jugendliche Generation vor den Kopf. Das Jugendzentrum Z6, dessen Leiter Meinrad Schumacher war und in seiner Blütezeit an die 1000 Gymnasiasten als Mitglieder hatte, wurde zugesperrt. Die Schlösser wurden vom bischöflichen Bauamt ausgetauscht. Es war Bischof Paulus Rusch, der die Schließung des katholischen Jugendzentrums veranlasste.“
Bischof Bernhard weiter: „Worum ging es? Um neue Wege in der Jugendarbeit, um basisgemeindliche Pastoral und Ökumene, kurz um eine neue Zusammenarbeit von Kirche und Gesellschaft. Die Jugend von damals protestierte gegen manche überkommene Strukturen und kämpfte für eine offene Kirche in der freien Gesellschaft.
Meinrads Weg führte in unsere Altkatholische Kirche, in die er seine besonderen sozialen Charismen einbrachte. Er gewann mit seiner Art viele engagierte Mitarbeiter*innen und führte die Gemeinde, die zu Salzburg gehörte, in eine freilich weiter unterstützte Selbständigkeit. Er sorgte sich, unterwegs mit seinen ‚Markenzeichen Fahrrad und Tiroler Outfit‘, um die Zusammenarbeit mit anderen Glaubenstraditionen und Bekenntnissen und nicht zuletzt um die Betreuung von Jugendlichen und Erwachsenen in der Schubhaft. Er erwarb sich eine neue öffentliche Anerkennung.
Er liebte seine Familie, schrieb ebenso heitere wie hintergründige Bücher, malte Aquarelle, wanderte allmorgendlich in die Berge und lud immer wieder zu Freizeiten in und mit der Natur, in der den Grund für Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsverantwortung fand.“
+ Bernhard, emer. mit Monika
Berührend war auch ein Telefonanruf von Herrn Rudolf Gatt. Er erzählte mir, dass Meinrad ihn kurze Zeit vor seinem Tod besucht habe. Er habe mit ihm noch darüber gewitzelt, dass er ein viel älterer Altkatholik sei als Meinrad selbst – nämlich von Geburt an. Beim Abschied habe er dem Pfarrer nachgeschaut und sich dabei gedacht: „So gerade möchte ich auch gehen können!“
Wie sehr Meinrad es wichtig war, Kontakt zu Bekanntschaften aus frühen Tagen zu pflegen, zeigt auch folgender Brief:
„Meinrad Schuhmacher war ein sehr liebevoller und wertschätzender Begleiter und Seelsorger unserer Familie. War er doch schon in jungen Jahren als Kooperator in unserer Heimatpfarre Saggen für uns ein glaubhafter Überbringer einer offenen und zeitgemäßen Religiosität. Mit vielen Jungscharlagern verbinden wir liebevolle Begegnungen, interessante Diskussionen und viel Spaß mit ihm. Sein Markenzeichen ‚Knickerbocker, Bergschuhe und immer mit dem Fahrrad unterwegs‘ wird uns immer in Erinnerung bleiben.“
Inge & Wolfgang Bianchi
Aus der Basisgemeinde Micha, die Meinrad bis zu seiner Konvertierung begleitete, kam diese Nachricht:
„Wir verdanken Meinrad so vieles! Er war ja auch unser Trauungspriester (1974) hat unsere drei Töchter getauft und mit uns und unseren religiös suchenden Freundinnen/Freunden einen neuen Weg in der BG beschritten.
Ich höre in meiner Erinnerung seine Stimme, wenn wir uns zufällig getroffen haben. ‚Ja, Lisi, du bist a da!‘
Unsere Gedenkkerze im Herrgottswinkel im Wohnzimmer, die wir immer anzünden, wenn jemand sich auf den Weg in die Ewigkeit gemacht hat, brennt nun für unsern lieben Meinrad und all jene, die ihm verbunden waren und traurig sind.
Herzlichen Gruß“
Lisi & Wolfgang Wiesmüller
Einen ausführlichen Nachruf schickte Jussuf Windischer – ebenfalls ein langer Wegbegleiter Meinrads:
„Meinrad war ein besonderer Mensch, ein Priester, der Mitmenschen zur Seite stand und seine MitarbeiterInnen prägte.
Seit 1972 durfte ich mit Meinrad zusammenarbeiten – als Kellermeister, dann als Leiter des Z6. Meinrad war begnadeter Seelsorger. Er rief die „Aktion14“ ins Leben – die sg. Schulentlasstage für alle HauptschülerInnen Innsbrucks: Hunderte von Jugendliche, Übernachtung bei den 3 Häusln in Achenkirch, Katechese, Lagerfeuer, Lieder, Mutproben, Gottesdienst u.a.m., kurz: das Erleben vom Abenteuer Glauben. Die Jugendlichen wollten sich nach der „Aktion14“ weiterhin treffen, sie kamen zu Meinrad in die Stadtjugendseelsorge in den „Club 456“ am Domplatz. Die beengten Räumlichkeiten platzten aus allen Nähten, darum übersiedelte Stadtjugendseelsorge mit den Jugendlichen in die Zollerstraße.
In Blütezeiten: 750 Jugendliche, ca. 25 ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Im Z6 hatte Meinrad ein kleines, bescheidenes Kammerle: ein kleiner Tisch, ein paar Sitzgelegenheiten, eine brennende Kerze, eine Christusikone: Seelsorge, Zeit für Gespräche, alles konnte besprochen werden. Meinrad hörte zu, stand zur Seite. Das Kammerl des Seelsorgers war immer besetzt, manchmal warteten junge Leute und baten dann um ein Gespräch. Er belebte Glaubenskurse, Meditationen Fortbildungswochenenden u.a.m.
Sonntag 19.00 Uhr Stadtjugendmesse in der Spitalskirche. Die Kirche war voll, die Liturgie lebendig, vier liturgische Arbeitskreise und viele Musiker standen ihm zur Seite.
Z6 und Meinrad waren ständiger kirchlicher, bischöflicher Kritik ausgesetzt – Bischof Rusch wollte „brave“ Jugendliche, Meinrad war für alle da, insbesondere auch für sg Randgruppen, für Jugendliche, die es schwer hatten und unterstützte mich als Kellermeister, später dann als Leiter des Z6. Sommer 1974 – ein herber Schlag, die kirchenbehördliche Schließung es Z6. Neuanfang in der Andreas Hofer Str. 11-13: die Jugendlichen packten mit an, abendliche Bauarbeiten,
Gruppentreffen, Glaubenskurse, Gruppenleiterkurse, Meditationen, Parties und die Samstagsgruppe „Emmanuel“, die Keimzelle der späteren Basisgemeinde Micha – katholisch, ökumenisch offen.
Mit der Heirat mit Julia, gefeiert im Z6 Dreiheiligenstraße, schloss sich Meinrad der altkatholischen Kirche an. Die altkatholische Gemeinde fand im neuen Jahrtausend auch im Keller des Caritas Integrationshauses Gumppstr. eine Bleibe. Die Hauskapelle, gleich beim Eingang galt als Ort der Ökumene, in schweren Zeiten auch als Notschlafstelle. So blieb Meinrad ein Lehrmeister der Ökumene. Ihm ging es um das Evangelium, um die frohe Botschaft, um Jesus Christus, der uns vereint, um den Dienst, nie um Macht. Jahrelang arbeitete Meinrad als Seelsorger im sg. „Polizeihäfen“ Kaiserjägerstr. Das wolle er machen, solange er kann. Seelsorge gabs für alle: gleich welcher oder keiner Religion, Seelsorge, Gespräche, Dasein, manchmal auch Tabak und Überlebensnotwendiges.
Unermüdlich, meist mit dem Rad unterwegs, wie ein Hirte, suchte er die verlorenen und verstreuten Schafe auf, treu begleitete er die Mitglieder der altkatholischen Gemeinde und auch viele andere Menschen mehr, führte sie zusammen und lebte das Evangelium, vermittelte Gottesbegegnungen. Letztlich heißt es im Evangelium: ich war hungrig, durstig, fremd, nackt, krank, gefangen… und „was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das hat ihr mir getan“( Matthäus 25,31-40)
Lieber Meinrad, danke treuer Weggefährte, bist frohen Mutes vorausgegangen.
‚Wenn der Herr die Gefangenschaft Zions heimwärts führt, werden wir alle wie Träumende. Lachens voll ist dann unser Mund, unsere Zunge Jubels.‘ (Psalm 126)“
Jussuf Windischer
Von Meinrads reger Besuchstätigkeit und wie sehr er bemüht war, Kontakt zu allen Altkatholik*innen und unserer Kirche Nahestehenden zu pflegen, zeugt diese Rückmeldung:
„Meinrad hat Dietmar regelmäßig besucht und hat ihm und mir immer wieder selbst gemalte Karten geschickt, die viel Freude, Buntheit und Leichtigkeit in unsere Wohnung gebracht haben. Die Besuche von Meinrad waren nie lang. Er trank einen Espresso und hat erzählt, was ihn aktuell umtrieb, was in freute oder wunderte oder er teilte Erinnerungen mit uns aus seiner Kindheit oder aus seinem langen erfahrungs- und ereignisreichen Leben. Seine Besuche hinterließen immer ein Echo von Herzlichkeit und Zuversicht. Wir denken mit Dankbarkeit an diese freundschaftlichen Begegnungen mit Meinrad. Sie sind uns jetzt kostbare Erinnerungen.
Herzliche Grüße“
Irmi & Dietmar Bibermann
Folgender Nachruf erreichte uns aus Südtirol, von Stefan Wedra, von dem auch die Fotos stammen:
„In diesem Jahr im Herbst hätte ich mit Meinrad gerne 25 Jahre Freundschaft gefeiert. Mein erster Besuch war in der Arche Noah, damals gegenüber vom Innsbrucker Hauptbahnhof.
Es hat nicht sollen sein. So kann ich eben nur auf fast 25 Jahre gemeinsamen Weg zurückblicken. Ich denke viel an Meinrad zurück und die Erinnerungen sind schön und voll Dankbarkeit.
Zunächst sind wir Südtiroler Altkatholiken immer nach Innsbruck gekommen, um Gottesdienst zu feiern. Später hat sich in Bozen eine kleine Gruppe von Altkatholiken gefunden und Meinrad ist alle sechs Wochen über den Brenner gekommen, um mit uns den Gottesdienst zu feiern. Zwei Stunden im Zug nach Bozen, zwei Stunden Gottesdienst und Kirchenkaffee und dann zwei Stunden wieder zurück.
Ich musste mich erst an seine Art, Gottesdienst zu feiern, gewöhnen. Natürlich wollte ich eine ‚richtige‘ Messfeier, wie sie im Messbuch steht. Möglichst mit ‚Brimborium‘.
Meinrad hatte aber einen eigenen Ansatz. Er war ein Künstler des kreativen Weglassens von überflüssigem Ballast in der Liturgie. Für ihn war nicht entscheidend, was im liturgischen Kalender stand, sondern was die Menschen heute verstehen und aufnehmen können. Und da war er wirklich radikal: Es konnte sein, dass er von einem langen Evangelium nur die zwei oder drei Verse las, über die er predigen wollte.
Sein Gottesdienst war dadurch nicht weniger andächtig, sondern mehr auf das Wichtige fokussiert und damit noch andächtiger.
Meinrad hielt seine Predigten frei, vielleicht hatte er einen Zettel dabei. Seine Sprache war einfach, lebensnah. Es waren leicht verstehbare Sätze. Schön war es, wenn Elias und Johannes mitkamen. Denn diese Kinder stellten während der Predigten Fragen, die Meinrad auch gleich beantwortete. So entstanden Dialogpredigten zwischen Vater und Söhnen, die echt erhellend waren: ‚Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder …‘
Diese Predigten konnten auch die Erwachsenen gut verstehen.“
Stefan Wedra
Wie ich selbst folgte auch Anne dem charismatischen Meinrad von der Basisgemeinde in die altkatholische Gemeinde. In ihrem Beitrag sind ebenso die Hausgottesdienste erwähnt, die Meinrad so wichtig waren, um diejenigen zu erreichen, denen es nicht so leicht möglich war, zu den Gottesdiensten in Innsbruck oder Hall zu kommen:
„1986, als ich 23 Jahre alt war, ging ich das erste Mal zum Domplatz in die Basisgemeinde zu Meinrad. Seine besondere, die Teilnehmenden miteinbeziehende Art Gottesdienst zu feiern, eröffneten mir völlig neue Horizonte.
Mit meiner Familiengründung zog ich von Innsbruck weg und hatte einige Jahre keinen Kontakt zur Basisgemeinde, erfuhr jedoch von Meinrads Wechsel zur altkatholischen Kirche und der Gemeindegründung in Nordtirol.
Da die Reformen, insbesondere in Bezug auf die Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der katholischen Kirche in den 1980er und 90er Jahren stagnierten, konvertierte auch ich 2003 in die altkatholische Kirche.
Meinrad kam über viele Jahre zu mir nach Schwaz, um mit meiner Familie, Altkatholikinnen aus meiner Nähe und interessierten Freunden Hausgottesdienste zu feiern. Wir schätzten seine engagierten, gegenwartsbezogenen und doch einfachen Gottesdienste sehr.
Auch als ich mich in den letzten Jahren in meinen Sichtweisen von den Grundsätzen des altkatholischen Glaubens zunehmend entfernte, hielt Meinrad immer den Kontakt zu mir aufrecht und wir sprachen über wesentliche theologische Themen. Ich fühlte mich dabei stets ernst genommen.
Ich bin sehr betroffen und bewegt, dass Meinrad nicht mehr da ist, dass ich nicht mehr mit ihm reden kann. Er war und ist in vieler Hinsicht ein Vorbild für mich. Danke Meinrad, dass du mich in meinem Leben so gut begleitet hast!“
Anne Ringler
Die Jugend war Meinrad immer schon wichtig, das zeigen nicht nur sein Engagement im Jugendzentrum Z6 und sein langjähriger Religionsunterricht. Er konnte die jungen Menschen begeistern und hinterließ tiefe Spuren in ihrem Gedächtnis.
„Ich lernte Meinrad in den Jahren 1971 bis 1975 in Innsbruck kennen. – Er hat regelmäßig bei uns in der Hauskapelle des Mädchenheims in der Museumstraße Gottesdienst gehalten.
Schon bald durfte ich dabei aktiv mitgestalten. Als kath. Stadtjugendseelsorger nahm er mich dann mit anderen Jugendlichen in das Team zur Gestaltung der (sonntagabendlichen) Stadtjugendmessen auf.
Diese Arbeit entwickelte sich als sehr erfolgreich. Die Kirche war oft zum Bersten voll. Und wir Jugendliche durften selbst zu sehr schwierigen Themen unsere Meinung sagen(Frauen in der Kirche, Sexualität vor der Ehe …). Das war neu für uns und hat wohl auch für einiges „Knarren“ im Gebälk der alten Kirchenstrukturen gesorgt. Leider noch zu wenig. Aber die Aufbruchstimmung war deutlich zu spüren damals.
In diesen vier Jahren bekamen wir auch einige theologische und sprechtechnische Ausbildung, wofür ich noch heute dankbar bin. Auch die Offenheit anderen Konfessionen gegenüber hat Meinrad damals schon gelebt.
Für mich war diese Zusammenarbeit ein wichtiger Impuls, mich dann nach meiner Ausbildung, in meiner Heimatgemeinde zu engagieren. Und mich beheimatet zu finden in der Gemeinschaft der Glaubenden.
Ich bin dankbar für Meinrad, der glaubwürdig vertreten hat, wofür die Kirche zu stehen hat:
Nachfolge in Mitmenschlichkeit und Engagement für alle, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Persönlich war er mir immer ein väterlicher Freund, der zuhören konnte, zurückhaltend im Verteilen von Ratschlägen, und einer, der Erdung vermitteln konnte, weil er selber geerdet war.
Meinrad war ein Ermutiger. Gott sei Dank!“
Immer sind es die Menschen
du weißt es
ihr Herz ist ein kleiner Stern
der die Erde beleuchtet.
(Rose Ausländer)
Hildegard Kollnig
Ein in der Gemeinde sehr engagiertes Ehepaar ließ mir folgende Zeilen zukommen:
„Meinrad kenne ich, seit ich mit 15 Jahren in die Oberstufe bei den Barmherzigen Schwestern gekommen bin. Noch heute bin ich kein früher Vogel und muss mich wundern, wie es Meinrad damals gelungen ist, dass wir Teenager das Angebot einer Meditation vor der Schule annahmen. Religion bei Meinrad mochten wir alle. Seine Art mit uns zu kommunizieren und Inhalte zu bringen, hat mich persönlich mit der Kirche und dem Glauben versöhnt.
Als wir unsere Hochzeit planten, war uns ein Segen von ‚ganz oben‘, von allen guten Mächten, die es geben mag, wichtig. Als Geschiedene und nach Gesprächen mit unserem Qigong-Lehrer, den Meinrad getraut hatte, fiel alles an seinen Platz. Wir nahmen Kontakt auf und wussten, dass wir mit diesem Schritt nach Hause gekommen waren.
So viele Geschichten, Blitzlichter, Gedanken, Lustiges, Berührendes verbindet mich mit Meinrad: sein berühmter Bohnensalat, den er zu unseren zahlreichen Agapen mitgebracht hat und der sonst nie so gut geschmeckt hat; seine berühmten Spaghetti und die Knödel. Wie Meinrad mit großem Sachverstand und noch größerem Herz die Menschen berührt hat. Wie er ein ums andere Mal unverdrossen neue Ideen erdacht hat, um dem Gemeindeleben neuen Schwung zu geben.
Eine der größten Auszeichnungen kommt von unseren Kindern, mittlerweile jungen Männern. Beide haben mit Kirche und Glauben nicht viel am Hut, sie trauern mit uns um Meinrad, weil er für sie ein wahrer Christ war, wahrhaftig, authentisch, glaubwürdig und mit seinem Dasein Demut und Menschenliebe gelehrt hat.“
Barbara Hartung von Hartungen
„Diese Stichworte sind mir zu Meinrad eingefallen:
Demut, Überführung in den Alltag
Nähe zu Jesus, große Liebe
Nicht strafend
Verständnis für Zweifel und Jugend
Einfache Worte und Gesten
Humor: Erinnerung daran, wie er uns erzählt hat, dass er schon überall war, am Chiemsee, in Mainau…; hat mich als „Häfenbruder“ vorgestellt, nachdem ich begonnen habe, abwechselnd mit ihm in der Gefängnis-Seelsorge zu wirken
Tierliebhaber: Hunde waren ihm auch beim Gottesdienst willkommen, wie dem Hl. Franziskus
Inspirierende Pastoralgespräche, Schulungen, Unterstützung beim theologischen Fernkurs
Von mir geschätzter Theologe, hat mir immer geholfen bei Fragen.“
Maximilian Hartung von Hartungen
Manchmal traten Paare an Meinrad heran, die mit der traditionellen Kirche nicht konform gingen und sich eine Alternative für ihre Eheschließung wünschten. Danach ließen sie sich oft nicht blicken. Wie gut, dass Meinrad dem bei der Ehesegnung des Ehepaars Luhan-Walser vorbeugte. Er gewann dadurch sehr treue Gemeindemitglieder:
Christian:
„Unsere Bitte um eine ‚altkatholische Hochzeit‘ beantwortete Meinrad bei unserer ersten Begegnung mit ihm mit der Bedingung, dass wir in weiterer Folge am Gemeindeleben teilnehmen sollten, ansonsten wäre er ‚nur‘ zu eine ‚Ehesegnung‘ bereit. Das hat mich beeindruckt, und nachdem mir auch die Gestaltung der Messen sehr gut gefallen hat, habe ich gewusst, das ist ‚meine Gemeinde‘, für die ich mich künftighin engagieren möchte.“
Barbara:
„Ich habe Meinrads schlichte, bescheidene und unaufgeregte Art gemocht. Ich erinnere mich auch gerne daran, dass Meinrad hin und wieder zu unserem ‚Weihnachts-Open-House‘ gekommen ist. Sein von mir erbetener ‚Haussegen‘ war mir dabei viel wert.“
Christian:
„Wir waren öfter bei Meinrad zu Hause eingeladen, und durften seine legendäre ‚Zwiebelsuppe‘, seine ‚Schellfeler mit Topfenkas‘ oder seine ‚Polentapizza‘ genießen.“
Barbara:
„Für mich war es besonders wichtig, dass unsere zwei kleinen Kläffer ‚Dana und Kyra‘ bei den Messen dabei sein durften.“
Christian:
„Meinrad war ganz offensichtlich mit den einfachsten Dingen zufrieden. Sein selbstgewählt – einfacher Lebensstil hat mir immer sehr imponiert.“
Barbara:
„Meinrads Beharrlichkeit, sein langer Atem in puncto seiner seelsorgerischen Tätigkeit und seine Zuverlässigkeit sind mir Vorbild.“
Barbara Walser-Luhan & Christian Luhan
Die Sorge um das Wohl und die Zukunft der Gemeinde, jedoch auch die Wertschätzung des Verstorbenen kommt in folgenden Worten zum Ausdruck:
„Meinrad war für mich unverwüstlich; ich habe gedacht, dass er mindestens 100 Jahre alt werden würde. Sein Tod bzw. sein Abtreten war für mich unvorstellbar, im Wesentlichen tabu. Nun bricht alles auf, was durch dieses Tabu abgedrängt war … die Endlichkeit ist stärker als jede/r von uns … Es war immer wieder eine schöne Zeit miteinander. Die selbstgemalten Karten, die er uns immer wieder geschickt hat habe ich gesammelt und in einen gemeinsamen Rahmen gegeben. Sie haben mich immer wieder erfreut – habe ein Foto davon gemacht und angehängt.
In letzter Zeit war meine Beziehung zu ihm nicht unbeschwert. Und um dies tut es mir leid. Hätte ich ihm noch etwas sagen sollen, bin ich mir von ihm nicht mehr wahrgenommen vorgekommen? Ich weiß es nicht, die Veränderung ist viel zu frisch.
Zeiten auf der Lawales Hütte haben mir immer wieder gut getan, ein Wochenende mit meinen Söhnen, eine Sommerwoche mit den Religionskindern … mit den Geschichten und Ausflügen, mit dem Spiel und der Bewegung, dem Singen und auch Beten.“
Monika Gabriel-Peer
Ich selbst habe Meinrad in einem völlig anderen Zusammenhang kennengelernt, ohne zu wissen, wen ich da vor mir habe, nämlich bei einem Tischlerkurs. Wie groß war daher meine Erstaunen, als ich ihm auf der Suche nach einer „alternativen“ Taufmöglichkeit für unser erstes Kind wieder begegnete. Die Taufe fand dann mit zwei anderen Täuflingen im „Kliniktreff“ statt, wo die Basisgemeinde damals untergekommen war. Fortan besuchten wir diese regelmäßig und gern.
Die Taufe unseres zweiten Kindes konnte er leider nicht mehr zelebrieren, weil Meinrad damals schon aus der röm. Kath. Kirche „hinauskomplimentiert“ worden war. Schließlich traten mein Mann und ich selbst der altkatholischen Kirche bei.
Was Meinrad besonders auszeichnete, war seine Gabe, auf Menschen zuzugehen und für eine Sache zu gewinnen. Auf diese Weise hatte ich auch bald ein „Amt“ inne. Mit Vergnügen denke ich auch an die „Gschichtln“, die er in seinen Predigten oft zum Besten gab. So erzählte er aus seiner Zeit als Religionslehrer im Ötztal, wie ein Kind die Heilige Dreifaltigkeit erklärte: Also do isch Gottvattr, Gottsohn und so a kömischer Vögel.“ Seine Begegnungen mit Menschen inspirierten ihn auch für seine literarische Tätigkeit und für die Beiträge in unserem Rundbrief. In früherer Zeit begleitete er den Gesang beim Gottesdienst selbst auf einer Gitarre. Ich hielt sie für ein minderes Instrument – bis eines Tages jemand anders darauf spielte … Für Erstaunen sorgte bei mir auch, als er mir tatsächlich als Beweis, dass er einen besäße, seinen Führerschein zeigte, war er doch stets mit dem Fahrrad unterwegs, auf dem er folgendes Schild anbringen ließ: ‚Radl des altkatholischen Pfarrers – bitte nicht pfladern‘. Ein weiterer Beweis für seinen Humor.
Unser Glaube daran, dass Meinrad sowieso unsterblich sei, haben wir uns leider geirrt.
Tina Bader